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oder Über-Engagement
und Verstrickung in die Probleme anderer und deren Folgen
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aus systemischer
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Co-Abhängigkeit
und Abhängigkeit aus systemischer Sicht
©Autorin
Sylvia C. Trächslin
Wir
leben in Systemen
Wir leben und bewegen uns ein Leben lang in Gruppen (Systemen). Jede Gesellschaft
ist ein System. Als Kind und Jugendlicher kommen wir im Laufe unseres
Lebens in Kontakt mit verschiedenen Subsystemen wie Familie, Freundeskreise,
Vereine (Sport, Musik, Hobby), Jugendgruppen (Pfadi, Jungschar), Kindergarten,
Schule oder Lehrbetriebe. Als Erwachsene bilden wir unsere eigenen Systeme
in Beziehungen und Familie und bewegen uns in Systemen wie Universität,
Arbeitsplatz, Vereine, Verbände oder
Parteien. Ein Leben lang nehmen wir in allen diesen Systemen flexibel
und intuitiv zu uns passende Rollen an und leisten damit unseren Beitrag
zum Funktionieren der Systeme.
Wie Systeme
funktionieren lässt sich am besten mit einem Mobilemodell veranschaulichen.
Ein Mobilemodell hat gleich wie ein System hierarchische Ebenen, in welchen
jede Figur ihren Platz hat. In einem Mobilemodell hängen oben die
Eltern, Lehrpersonen oder Lehrmeister, weiter unten Kinder, SchülerInnen
oder Auszubildende. Das Mobilemodell lässt uns erkennen, dass alle
Figuren ihr Gewicht haben, miteinander zusammenhängen und verbunden
sind. Ausserdem ist es laufend in Bewegung und sucht sein Gleichgewicht.
Ziehen wir an einer Figur, erhält diese mehr Gewicht und geht etwas
nach unten. Die Folge: Die anderen Figuren zieht es nach oben und das
Mobilemodell und die Figuren geraten kurz aus dem Gleichgewicht. Das zeigt
uns: Alle Figuren sind von den anderen Figuren sowie von Veränderungen
abhängig.
In
einem System sind wir alle mit betroffen
Übertragen wir nun die Betrachtungen am Mobilemodell auf ein System.
Wenn Ereignisse von aussen auf das System treffen oder wenn Personen dieses
Systems sich oder ihr Verhalten verändern, verursacht dies jedes
Mal Bewegungen, die das System vorübergehend aus dem Gleichgewicht
bringen. Wir haben, wie die Figuren am Mobilemodell, unseren Platz, unser
Gewicht und sind von jeder Bewegung bzw. von jedem Ereignis, das auf das
System trifft, mit betroffen.
Unser
Rollenverhalten in einem intakten System
Ist das System intakt und verfügen wir und die anderen Systemangehörigen
in schwierigen Lebenssituationen über genügend Bewältigungsstrategien,
können wir die Bewegungen und jedes vorübergehende Ungleichgewicht
zulassen und mit der intuitiven Einnahme von Rollen zu konstruktiven Lösungen
und zum Funktionieren des Systems beitragen. In einem intakten System
nehmen wir Rollen und Rollenverhalten flexibel ein, tauschen diese teilweise
und lassen sie wieder los. Dadurch wird die Entfaltung und Weiterentwicklung
der Systemangehörigen und des Systems ermöglicht.
Risiken
von Ungleichgewichten
Gerät in einem System ein Mensch in eine schwierige Situation (Überforderung
oder Unterforderung bei der Arbeit oder in der Schule, Gewalterfahrungen,
schwere Erkrankung etc.), dann ist sein persönliches Gleichgewicht
gestört und er muss versuchen, eine Lösung zu finden. Verfügt
er über zu wenige Lösungsstrategien kann es passieren, dass
dieser Mensch sich in ihm bereits bekannten Rollen und Rollenverhalten
festfährt, in diesen erstarrt bzw. sich fixiert.
Mit der Zeit wird er seine Entfaltung und seinen persönlichen Lebensraum
als eingeengt wahrnehmen. Je nach Typ kann er diese Enge zum Beispiel
mit Aggressivität zu sprengen versuchen. Oder er möchte der
Enge mit innerem Rückzug oder mit Hilfe von Alkohol- und Drogenkonsum
entkommen. Die zunehmende Erstarrung bzw. Fixierung in einer Rolle und
entsprechendem Rollenverhalten sowie die gewählten Bewältigungsstrategien,
auch Kompensationsversuche genannt, werden von uns als störendes
(dysfunktionales) Rollenverhalten und als System gefährdend erlebt.
Das früher intakte System und wir selbst geraten mehr und mehr aus
dem Gleichgewicht. Das System selbst ist gestört.
Unser
Rollenverhalten in einem gestörten System
Auf ein gestörtes System reagieren wir mit Angst und Verunsicherung:
Das gestörte System könnte auseinander fallen und Schwächen
offenbaren (eigene, diejenigen anderer oder die des Systems). Aus dieser
Angst und Verunsicherung heraus versuchen wir, dem Menschen mit dem dysfunktionalen
Rollenverhalten zu helfen sowie das System wieder ins Gleichgewicht zu
bringen. Wir bemühen uns, Schwächen zu kompensieren und das
Auseinanderfallen des Systems zu verhindern. Dies probieren wir zu erreichen,
indem wir bestimmte Rollen und Rollenverhalten einnehmen.
Zunehmend
richten wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf den sich dysfunktional verhaltenden
Menschen und seine Schwierigkeiten sowie auf das aus dem Gleichgewicht
gefallene System. Ohne dass es uns bewusst ist, verstricken wir uns tiefer
und tiefer in Probleme und in helfendes' bzw. rettendes' Rollenverhalten.
Je gestörter das System bzw. das Verhalten des sich dysfunktional
verhaltenden Menschen wird, desto stärker hoffen wir meistens, noch
etwas zum Besseren wenden zu können. Deshalb intensivieren wir unser
Rollenverhalten. Dies hat, wenn wir immer wieder auf die gleiche Art und
Weise auf Störungen reagieren zur Folge, dass wir in unserem Rollenverhalten
erstarren und ein co-abhängiges Rollenverhalten entwickeln.
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