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zu Abhängigkeit-Co-Abhängigkeit
oder Über-Engagement
und Verstrickung in die Probleme anderer und deren Folgen
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Co-Abhängigkeit
aus systemischer
Sicht
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- Co-Abhängigkeit
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Abhängigkeit
aus systemischer Sicht
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Neuorientierung
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und dysfunktionales Verhalten
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Co-Abhängigkeit
als Folge von Überengagement und Rettungsversuchen
"Sich
mit Co-Abhängigkeit befassen heisst, die eigene Welt der Lügen
und des Selbstbetrugs aus den Angeln heben und auf heftige Gegenreaktionen
im Umfeld gefasst sein. Deshalb verlangt sich aus co-abhängigem Rollenverhalten
lösen, ein eigenes Kraftfeld aufzubauen und mit sich selber zu füllen."
Sylvia C. Trächslin
Auszug
aus dem kostenfrei
zu beziehenden Hand- und Arbeitsheft 'Abhängigkeit-Co-Abhängigkeit'
als .pdf-Datei
Co-Abhängigkeit
ist ein Problem-, Lebens- und Überlebensbewältigungsmuster,
das in der Interaktion mit Menschen und Systemen, die sich auffällig
verhalten oder abhängig sind, entwickelt, immer wiederholt wird und
zu co-abhängigen Rollenverhalten führt.
Die
Merkmale einer Co-Abhängigkeit sind: Zunehmende Einschränkungen
in der Wahrnehmung von alternativen Lösungsstrategien bis zu einem
Gefühl von existentieller Bedrohung durch jegliche Veränderung
der Situation.
Co-abhängiges
Rollenverhalten zeigt sich in jedem sozialen System ähnlich unabhängig
davon ob es sich um Familien, Schulen, Jugendgruppen, Vereine oder andere
Systeme handelt. Nachfolgend werden in Anlehnung an Anne Wilson Schaef's
Buch Co-Abhängigkeit' co-abhängiges Rollenverhalten und
Konsequenzen aus diesem beschrieben.
Selbstbezogenheit
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige beziehen alles,
was einer ihnen wichtigen Person geschieht auf sich selbst. Sie halten
sich für den Mittelpunkt der Welt. Deshalb können sie auch glauben,
dass sie die Ursachen von Situationen aus der Welt schaffen können.
Sie nehmen alles persönlich. Sie haben unbewusst so wenig Achtung
vor dem anderen, dass sie ihm nicht erlauben, sein eigenes Problem selbst
durchzuarbeiten. Sie übernehmen für andere Verantwortung für
ihre Gefühle und Gedanken. Diese Selbstbezogenheit bringt viel Leid
und Verwirrung. Sie haben Mühe, ihre Selbstbezogenheit zu erkennen.
Täuschungsmanöver
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige beschäftigen
sich viel mit der Frage: "Was denken die anderen von mir?" Sie
wollen Eindruck machen. Da sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige
nicht zu sich selbst stehen können, möchten sie von anderen
so gesehen werden wie sie es wollen. Dafür müssen sie jedoch
auch die Kontrolle behalten. Sie glauben, die Wahrnehmungen anderer manipulieren
zu können und müssen ihren Wert von Aussen bestätigt erhalten.
Sie glauben, sicher und akzeptiert zu sein, wenn sie sich so verhalten,
wie andere sie haben wollen. Erst wenn andere sie bestätigen, dürfen
sie leben. Sie übersehen gerne negatives Verhalten von Menschen in
ihrem Umfeld. Sie erwarten Unmögliches von sich, wenn sie dies nicht
schaffen, verdrehen sie die Realität und manipulieren diese, bis
die Situation wieder in ihr Bild passt.
Sich
nicht abgrenzen können
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige fehlt es an Grenzen.
Sie haben ein grosses Bedürfnis, alles analysieren, definieren und
interpretieren zu müssen. Sie lassen sich leicht von der Verwirrung
anderer anstecken. Sie fallen aus ihrer geistigen Klarheit und übernehmen
Gefühle anderer auch wenn sie selbst ganz anders fühlen.
Kein
Vertrauen
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige trauen ihren eigenen
Wahrnehmungen nicht bzw. haben ein starkes Misstrauen ihren eigenen Wahrnehmungen
gegenüber. Sie glauben erst ihrer Wahrnehmung, wenn andere diese
bestätigen. Manchmal können sie sich in ihren Wahrnehmungen
versteifen und nichts mehr Neues aufnehmen.
Leiden
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige leiden. Dass sie
sich das Leiden nicht eingestehen, ist wiederum eine Form des Leidens.
Sie begünstigen eine chaotische Situation indem sie das Leiden aushalten.
Kontrollieren
und übertriebene Fürsorge
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige helfen so gerne,
was jedoch mit dem Wunsch nach Kontrolle verbunden ist. Sie kontrollieren
das Verhalten des Abhängigen, indem sie Verstecke, in denen der Abhängige
seine Substanzen verbirgt suchen; ihn von Substanzen bzw. Verhaltensweisen
und Handlungen fernhalten und ihn beim Lügen ertappen wollen. Sie
bekommen oft die Wut und Feindseligkeit derer, die sie kontrollieren,
manipulieren und beschwichtigen zu spüren.
Unehrlichkeit
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige können sich
unehrlich verhalten bzw. sind unehrlich mit ihren wahren Gefühlen
und ihren Wahrnehmungen, indem sie ständig die Erwartungen der anderen
erfüllen, indem sie Täuschungsmanöver inszenieren oder
nicht offen sagen, was sie bezüglich der Abhängigkeit denken
und fühlen. Auch Versuche, sich aus unangenehmen Situationen heraus
zu manövrieren, sind bezeichnend für sich co-abhängig verhaltende
Systemangehörige. Leider macht es sie krank, auch wenn niemand daran
Anstoss nimmt.
Leichtgläubigkeit
und Abspaltung der eigenen Spiritualität
Leichtgläubigkeit ist eine Form der Lüge sich selbst und anderen
gegenüber. Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige
sind leichtgläubig, weil sie ihrer eigenen Wahrnehmung nicht trauen
und nicht in Kontakt mit ihren eigenen Gefühlen stehen. Sie glauben
fest an die Gesundung des Abhängigen bzw. sich dysfunktional Verhaltenden.
Sie missachten ihre eigene Menschenkenntnis, weil nur das gesehen werden
darf, was gesehen und gehört werden will. Sie spalten auf diese Weise
ihre eigene Spiritualität ab.
Verzerrte
Gefühle bzw. nicht zu eigenen Gefühlen stehen
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige können ihre
Gefühle schlecht zeigen oder verbalisieren, weil sie nicht in Kontakt
mit ihren Gefühlen sind. Immer wenn Gefühle unterdrückt
und verzerrt werden, entstehen Groll, Wut und Depression, die sich unkontrolliert
Luft machen können. Werden diese Gefühle nicht therapeutisch
durchgearbeitet, so können sie in Eifersucht und Besitzgier ausarten.
Sowie zum Beispiel Abhängige die Substanzen benötigen, brauchen
sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige dann Beziehungen
(z.B. die perfekte Ehe' oder Klammerbeziehungen'), sorgen
sie sich um andere, (fr)essen oder tun sie tausend andere Dinge, um sich
ihren Gefühlen bzw. ihrer inneren Leere nicht stellen zu müssen.
Egozentrik
An etwas Entscheidendem im Leben der anderen nicht teilzuhaben, bedeutet
für sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige verlassen
zu werden. Danach lechzen, zu hören: "Ich konnte noch nie so
wunderbar mit jemandem reden wie mit Dir." Bestätigung von anderen
erhalten und um jeden Preis gefallen wollen sind unter anderem Merkmale
der Egozentrik. Sich co-abhängig Verhaltende fürchten nicht
so sehr wie verlassen zu werden. Sie brauchen es gebraucht zu werden.
Selbstbetrug
und Selbstzerstörung
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige wollen es allen
Recht machen. Dies ist eine Form von Betrug an sich selbst. Dies deshalb,
weil eigene Bedürfnisse und Wünsche verdrängt werden müssen,
um jene der anderen zu erfüllen.
Jede Form von Selbstbetrug führt in die Selbstzerstörung. Je
stärker der Prozess Abhängigkeit-Co-Abhängigkeit desto
selbstzerstörerischer ist die Verstrickung im Selbstbetrug. Auch
Selbst-zerstörung in Form von Vernachlässigung von Körper
und Seele findet sich bei sich co-abhängig verhaltenden Systemangehörigen
häufig.
Aufgrund dieser Voraussetzungen besteht die Tendenz, alles (zu viel!)
zu tun, innerlich aber nicht mehr ansprechbar zu sein, wenn andere es
brauchen. Zeit zu haben, zuzuhören oder einfach da zu sein ist nicht
mehr möglich, weil sie erschöpft sind.
Physische
und psychische Erkrankungen
Die übermenschliche Anstrengung aufgrund des Dranges, die Kontrolle
zu behalten oder extrem belastende Situationen auszuhalten, ist die Hauptursache
für viele physische und psychische Erkrankungen. Das kann unter anderem
zu schweren Depressionen führen. Je mehr Fehlschläge, desto
schwerer die Depressionen und Negativität. Kopfschmerzen, Rückenschmerzen,
Atemprobleme, Herz-, Magen- und Darmschmerzen, hoher Blutdruck sind weitere
Symptome, die häufig beobachtet werden.
Sich
co-abhängige verhaltende Systemangehörige können auch abhängig
werden
Die innere Leere oder auch Enge will gesprengt oder kompensiert werden.
Häufig geschieht dies über die Entwicklung von Essstörungen,
Überaktivität, Arbeitssucht, Verschwendungssucht oder Alkohol
und/oder anderer Substanzenmissbrauch wie auch Gewalt.
Dysfunktionales
Beziehungsverhalten
Sich co-abhängig verhaltende Systemangehörige klammern sich
häufig an Beziehungen und sind so sehr vom Menschen abhängig,
dass das eigene Leben und die eigene Person völlig nebensächlich
werden. Sie geben alles auf, um eine Beziehung aufrechterhalten zu können.
Ohne Beziehungen fühlen sie sich als Nichts. Sie gehen umgekehrt
engen Beziehungen aus dem Weg, weil sie nicht wissen, wie mit Nähe
und Distanz umzugehen ist. Sie haben Angst ihr Selbst zu verlieren. Keiner
kann ohne den anderen leben. Dies vermittelt das Gefühl von Sicherheit.
Diese Beziehungsform ist jedoch starr und wachstumsfeindlich.
Gewalt
in Beziehungen
In abhängigen-co-abhängigen Beziehungen gibt es nebst dem Missbrauch
oder einer Abhängigkeit von Substanzen bzw. dysfunktionalen Rollenverhalten
und Handlungen auch Probleme mit Gewalt. Die Enge, die in einem dysfunktionalen
Beziehungssystem entstanden ist, soll gesprengt werden. Häufig erfolgt
dies über das Ausleben von starken Aggressionen und führt zu
gewalttätigem Verhalten.
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